Mit Öko-Design die Welt retten
Der Wunsch eines frisch studierten, hoch motivierten Grafiker Designer sich endlich kreativ auszuleben fällt in den Gründerzeiten der Öko-Bewegung Ende der 70er Jahre auf wenig fruchtbaren Boden. Die wahren Werte brauchen schlichtweg kein Design, denn sie sprechen für sich. Die Öko-Ware wird meist in Cellophantüten abgefüllt und mit von Hand beschrifteten Papieretiketten, auf denen das Wesentliche wie Ware, Gewicht, Preis sowie bestenfalls eine Ladenadresse steht, beklebt. Der korrekte Öko-Konsument bringt seine eigenen Verpackungen mit und lässt diese mit Milch, Mehl, Müsliflocken, Trockenfrüchten, Tee, Waschmittel im Laden befüllen.
20 Jahre später. Der kleine Bioladen an der Ecke mit seinem überschaubaren Sortiment wird vom Stadtteil-Biosupermarkt abgelöst. Das Motto heute „Bio für alle“ soll natürliche, frische Lebensmittel, zu jeder Jahreszeit Obst und Gemüse aus der ganzen Welt, aber auch Fertigkost für die schnelle junge Bio-Küche in möglichst alle Haushalte bringen, soll Gesundheit versprechen und die strapazierte Natur retten. In den Regalen stehen aufgereiht meist gut designte Markenartikel. Wer seine Käufer erreichen will muss sich von konkurrierenden Produkten der unzähligen Mitbewerber, aber auch von den Bio-Produkten der Supermarktketten abheben. Nicht nur die Qualität, der Preis sondern auch das Design entscheidet ob eine Ware im Einkaufswagen landet. Die Konsumenten sind nicht mehr nur die Puristen und Hardliner der kleinen „weniger ist mehr-Generation“. Die Neo-Grünen sind jung, erfolgreich, kaufen gern, kaufen ökologisch und möglichst stylisch, denn Öko steht für eine bessere Welt ist hipp, ist Lifestyle und erreicht vereinzelt auch schon mal Kult-Status.
Gutes Design muss nicht im Widerspruch zu öko-sozialen Werteideen stehen. Es kann durchaus dazu beitragen die Welt zu retten. Das ideale Öko-Produkt, wie auch das Design ist heute jedoch sehr komplex und strebt ein ganzheitliches Denken an. Das Öko-Design verspricht ein Konsumgut mit Langlebigkeit zu sein, ist jederzeit reparierbar oder bestenfalls zu 100% recyclebar und lässt dadurch die Müllberge wesentlich langsamer wachen. Die meist zeitlosen Konsumgüter sind aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt, zertifiziert, sind sozial korrekt mit den Anspruch nach mehr Lebensqualität für möglichst alle Menschen dieser Erde.
Für den Designer stellt sich mit der neuentdeckten Verantwortung für unseren blauen Planeten, für die Menschen die auf ihm Leben und die zukünftigen Generationen die darauf noch leben sollen, heute eine zusätzlichen Herausforderung die weit mehr als nur Gestaltung, Formgebung, Funktion und Einkommensquelle ist. Ökodesign-Strategien zielen heute darauf ab, die umweltschädlichen Auswirkungen auf den gesamten Lebenszyklus eines Produktes zu sehen, angefangen von der Rohstoffgewinnung über die Herstellung, Verteilung, den Gebrauch bis hin zur Weiter- oder Wiederverwendung und Entsorgung.