wasserfreier Offsetdruck – die umweltfreundlichere Alternative
Der Offsetdruck ist ein indirektes Flachdruckverfahren. In mehreren fotochemischen Schritten werden Druckplatten hergestellt, deren Oberflächen in hydrophile (wasserfreundlich) und hydrophobe (wasserabstossend, wassermeidend) Zonen aufgeteilt sind. Das Wasser in der Offsetmaschine wird mit einer Feuchtwalze auf die Druckplatte gestrichen. Die wasserfreundlichen Stellen halten es fest. Die wasserabweisenden Zonen bleiben trocken und werden von einer zweiten Walze mit Farbe versehen. Die mit Wasser bestrichenen Stellen stoßen die fetthaltige Farbe ab.
Der Offsetdruck, der seinen Ursprung in der Lithografie (Steindruck) hat, ist ein indirektes Druckverfahren, da nicht gleich von der Platte auf das Papier gedruckt wird. Der eingefärbte Plattenzylinder wird zuerst gegen einen Zylinder mit einem Gummituch gedrückt und vom Gummituch dann auf das Papier gedruckt. Bis nun der erste Papierbogen aus der Maschine kommt sind viele Apparate und Chemiekalien im Einsatz, sowohl bei der Plattenerstellung als auch beim eigentlichen Druckprozess. Hier ist der Wunsch nach einer umweltfreundlicheren und wasserfreien Lösung naheliegend.
Der wasserfreie Offsetdruck
Ein wesentlich umweltfreundlicheres Druckverfahren ist der wasserfreie Offsetdruck, auch Trockenoffset genannt. Im wasserlosen Offsetdruck arbeiten die Druckereien mit silikonbeschichteten Druckplatten und speziellen „Wasserlosfarben“ auf Silikon-Basis, die von den beschichteten („siloxanhaltigen“) Bereichen der Druckplatte völlig abgewiesen werden. Auf der strukturierten Druckplatte erfolgt eine Entmischung der Farbemulsion in die Farbbestandteile einerseits und Silikonöl andererseits. Da die kühlende Wirkung der Alkohol-Verdunstung fehlt, muss das Farbwerk temperiert sein, da die Farben bei zu hohen Temperaturen schmieren und ungleichmäßig erscheinen. Aus ökologischer Sicht bietet dieses Verfahren gleich mehrere Vorteile. Ohne Wasser und Alkohol gibt es keine Feuchtmittel-Emissionen. Zugleich schlagen die Druckfarben in der Regel schneller weg – der Drucker muss weniger pudern. Ein weiterer Vorteil dieses Verfahrens liegt in der Möglichkeit feinere Raster auf Bilderdruckpapier zu erzeugen.
Dieses Verfahren ist der einzige Prozess im Offsetdruck ohne Isopropylalkohol-Emissionen (IPA-Emissionen).
(Die Driographie: bearbeiteter Auszug aus der Dissertation von Vera-Maria Graubner 2003 – Einleitung und Grundlagen)
typische Anwendung
– Skalendrucke in kleinen Auflagen (Vierfarbendrucke) ohne Lack, bevorzugt auf Papier auf DI- (direct imaging) Maschinen
– CDs und DVDs, Scheckkarten und Plastiketiketten auch mit UV-härtende WL-Druckfarben auf speziell konstruierte Druckmaschinen
– hochwertige Werbedrucke, Kataloge und Bildbände auf baugleichen konventionellen Offsetmaschienen jedoch ohne Feuchtwerke
– Zeitungsdruck
– Faltschachteldruck
Vorteile des wasserlosen Offsetdruckes
– geringe Anfahrmakulatur (z. B. 20 Bögen anstelle 200)
– präziserer Ausdruck der Rasterpunkte, bessere Feinzeichnung, geringere Tonwertzunahme
– feine Negativschriften in Volltonflächen bleiben besser offen
– dickere Farbschichten sind übertragbar
– einfacherer Maschinenbau ohne Feuchtwerke
– geringere Investitionen ohne Aufbereitung und Kontrolle des Feuchtmittels
– geringerer Wartungsaufwand für die Druckmaschinen
– keine Emissionsprobleme, da kein Isopropanol
– kein Papierquellen, daher weniger solche Passerprobleme
– bessere Konstanz der im Raster zusammen gedruckten Farben
– keine Korrosion von Metallfarben
Nachteile des wasserlosen Offsetdruckes
– Platten sind teurer
– Platten sind kratzempfindlich
– Platten sind nach der Entwicklung schwer zu korrigieren
– Druckprozess ist temperaturempfindlich
– eine Kühlung der Maschine durch verdunstendes Feuchtmittel fehlt
– mehr Butzen, weil Farben zügiger sind als Emulgate
– manchmal Zusatz von Silikonöl nötig
– allgemein erhöhtes Kostenniveau
– besondere Bindemittel in den Farben nötig
– nicht alle Farbtöne bei Druckfarben verfügbar
– Druckfarben sind keine Massenware
Fazit
Der wasserlose Offsetdruck kann eine durchaus denkbare und vorallem umweltfreundlichere und sogar hochwertige Alternative sein. Die Maschinentechnik ist seit gut 10 Jahren ausgereift und deckt, neben dem klassischen wasserlosen Skalendruck, mit innovativen Spezialmaschinen den „direct Imaging“ Druck, Plastik- und Scheckkartendruck, Zeitungsdruck und Faltschachteldruck ab. Lediglich bei der Farbauswahl muss man sich noch auf eine vierfarbige Druckskala beschränken. Die speziellen Druckplatten sowie die Spezialdruckfarben erhöhen, da keine Massenware, die Kosten. Sollte der wasserlose Offsetdruck sich in den nächsten Jahren jedoch weiter verbreiten können Drucksachen kostengünstiger angeboten werden.
siehe auch Drucktechniken: Tiefdruck, Hochdruck, Siebdruck, Digitaldruck